Brandenburgisches Literaturbüro

Villa Quandt Potsdamvergrößern

Die Mitarbeiter des Brandenburgischen Literaturbüros planen mit Autoren und Schauspielern über 50 Lesungen jährlich, die in Zusammenarbeit mit Bibliotheken, Theatern, Verlagen, Buchhandlungen, Galerien und Museen im Land Brandenburg stattfinden. Besonders die Veranstaltungsreihen in Cottbus und Lübbenau (Lausitzer Lesart), die Premnitzer und Luckenwalder Literaturgespräche sowie Textlandschaften Zossen-Wünsdorf finden großen Zuspruch.

Ein weiterer Schwerpunkt in der Arbeit ist die Popularisierung der regionalen Literaturgeschichte. In Ausstellungen zu Schriftstellern wie Peter Huchel, Günter Eich oder über einzelne Epochen und Themen der Literaturgeschichte, in begleitenden Publikationen über die Literaturgedenkstätten des Landes wird die literarische Tradition der Region thematisiert.

Das Literaturbüro betreibt außerdem das Portal Zeitstimmen, ein Archiv des Alltags für die Region Berlin-Brandenburg. Neben literarischen Texten und literaturgeschichtlichen Informationen zu mehr als 3000 Schriftstellern und deren Beziehung zu Orten in der Region werden dort auch private Zeugnisse präsentiert.

Programm 2023

Lesung: «Fallada. Ein Leben im Rausch»

Villa QuandtSonntag, 5. März 2023, 11:00 Uhr
Zwei Männer schauen in die Kamera, zwischen ihnen steht eine lächelnde Frauvergrößern
R. Grebe, T. Kratochwil & L. Wessel, Photo: Hendrik Röder

Eine szenische Lesung mit Rainald Grebe, Tilla Kratochwil & Lutz Wessel

Briefe von Anna und Rudolf Ditzen

«Er war ein süchtiger Mensch. Beim Schreiben süchtig, tablettensüchtig, morphiumsüchtig, alkoholsüchtig und süchtig nach Frauen.» So schildert Anna Ditzen ihren Ehemann Rudolf Ditzen, der sich selbst Hans Fallada nennt, den Autor von «Kleiner Mann - was nun?» und «Wer einmal aus dem Blechnapf frisst» - Bestseller bis heute. Als sich die Lageristin Anna und der Annoncenwerber und Lokalreporter Rudolf 1928 kennenlernen, hat Rudolf bereits einen Selbstmordversuch, eine Morphinistenkarriere und einen zweieinhalbjährigen Gefängnisaufenthalt hinter sich. Was er noch vor sich hat, sind sein literarischer Durchbruch und die Liebe seines Lebens.

Lesung: «Das Liebespaar des Jahrhunderts»

Villa QuandtDienstag, 21. März 2023, 20:00 Uhr
Porträt von einem Frau mit den schönen Haarenvergrößern
Julia Schoch, Photo: Anne Heinlein

Julia Schoch, Lesung & Gespräch
Hendrik Röder, Moderation

Eine Frau will ihren Mann verlassen. Nach vielen Jahren Zusammenleben und Ehe ist sie entschlossen und bestürzt zugleich: Wie konnte es nur dazu kommen? Während sie ihr Fortgehen plant, begibt sie sich in ihren Gedanken weit zurück. Da waren die rauschhaften Jahre der Verliebtheit, an der Universität, zu zweit im Ausland und später mit den kleinen Kindern, aber da gab es auch die Kehrseite – Momente, die zu Wendepunkten wurden und das Scheitern schon vorausahnen ließen. Doch ist etwas überhaupt gescheitert, wenn es so lange dauert?

Julia Schoch, literarische Archäologin ihres Lebens, legt frei, was im Alltag eines Paares oft verborgen ist: die Liebesmuster, die Schönheit auch in der Ernüchterung.

Ein Loblied auf die Liebe.

Aus dem Französischen von Sina de Malafosse «Hitze»

Kleist Schule PotsdamMontag, 27. März 2023, 17:00 Uhr
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Victor Jestin, © Pascal Ito

Victor Jestin, Lesung
Pascale Hugues, Moderation

Während seine Altersgenossen bei Rekordhitze feiern, trinken und unbedingt noch ein Mädchen klarmachen wollen, taumelt der 17-jährige Léonard alleine und übermüdet durch die letzten Stunden seiner Sommerferien auf einem französischen Campingplatz. Die Nacht zuvor steckt ihm in den Knochen: Er hat einem Jungen reglos beim Selbstmord zugesehen – ist dessen Tod also seine Schuld? Zugleich verwirrt ihn die verführerische Luce, hilflos und hingerissen ist er ihren schamlosen Spielchen ausgesetzt. Gefangen in seinen komplexen und gegensätzlichen Gefühlen, vermag Léonard seinem Delirium kaum zu entrinnen.

Pascale Hugues, geboren in Straßburg, ist Journalistin und Schriftstellerin. Mit ihrem ersten Buch «Marthe und Mathilde» gelang ihr auf Anhieb ein großer Erfolg. Für ihr Buch «Ruhige Straße in guter Wohnlage» erhielt sie den Prix Simone Veil und den Europäischen Buchpreis. Pascale Hugues ist Deutschlandkorrespondentin des französischen Nachrichtenmagazins «Le Point», Kolumnistin beim «Tagesspiegel» und schreibt regelmäßig für verschiedene deutsche Medien.

Victor Jestin, 1994 geboren, wuchs in Nantes auf und studierte anschließend am Conservatoire européen d’écriture audiovisuelle in Paris, wo er heute auch lebt. Nach seinem viel beachteten Debüt «Hitze» folgt nun mit «Der Tanzende» sein zweiter Roman, der ebenfalls mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurde.

Aus dem Französischen von Sina de Malafosse «Der Tanzende»

Stadtbibliothek ZossenDienstag, 28. März 2023, 19:30 Uhr
Leseclubs

Victor Jestin, Lesung
Pascale Hugues, Moderation

La Plage heißt der Club in einer kleinen Stadt am Ufer der Loire. Schon bei seinem ersten Besuch anlässlich eines Kindergeburtstages fühlt sich Arthur unwohl, wie erstarrt. Später, als Jugendlicher, will er lernen, mitzumachen. Er begleitet verschiedene Bekannte in den Club, versucht zu sein wie sie, verliebt sich zum ersten Mal, lernt zu tanzen, wird sogar zum besten Tänzer und ist schließlich beinahe täglich dort. Doch alle in seinem Umfeld verlassen die Stadt, bauen sich ihr Leben auf, können mit Erwartungen, die an sie gestellt werden, umgehen. Für Arthur hingegen wird das La Plage zu seinem eigentlichen Leben, nur an diesem Ort mit seinen eigenen Gesetzen gelingt es ihm, einen Platz in der Menge und eine Form der Existenz zu finden. Nur auf der Tanzfläche fühlt er sich frei und gibt die Hoffnung auf Liebe nicht auf.

Lesung: «Grenzfahrt»

Villa QuandtDonnerstag, 20. April 2023, 20:00 Uhr
Porträt von einem Mann auf dem schwarzen Hintergrundvergrößern
Andrzej Stasiuk, Photo: Cai Caslavinieri

Andrzej Stasiuk, Lesung & Gespräch

Juni 1941, wenige Tage vor dem Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion. Im Dorf am Bug haben sich deutsche Besatzungssoldaten einquartiert, in der Nähe verstecken sich polnische Partisanen. Jeder hier weiß, dass Lubko, der Fährmann, gegen Geld Fliehende und Händler ans andere Ufer rudert. Doris und Maks, ein jüdisches Geschwisterpaar aus der Stadt, wollen sich vor Verfolgung retten – hinüber nach Russland, am besten bis an den Amur. Doch Lubko weigert sich. Das Geschehen scheint sich aus der verträumten, nächtlichen Flusslandschaft zu entwickeln, die fremd und bedrohlich wirkt, seit Motorräder, Lastwagen und Panzer hindurch rollen und deutsche Wörter durch die Luft schwirren.

«Grenzfahrt» öffnet eine weitere Dimension – die der Erinnerung. Zurück in jenem Dorf, am Ende des Lebens, will dem Vater des Erzählers nicht mehr einfallen, dass er hier Kind war. Wie Stasiuk diese Episoden in die atemlose Kriegserzählung hineinwebt, verleiht dem Roman seine poetische und existentielle Wucht.

Die Schwiegertochter. Das Leben der Ottilie von Goethe

Kurt-Tucholsky-Literaturmuseum (Remise) RheinsbergDienstag, 25. April 2023, 19:00 Uhr
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Dagmar von Gersdorff, Photo: Rüdiger von Treskow

Dagmar von Gersdorff, Lesung
Peter Walther, Moderation

Für ihren Schwiegervater, den Dichter und Staatsminister Johann Wolfgang von Goethe, war sie unentbehrlich: Ottilie von Goethe, eine geb. von Pogwisch aus schleswig-holsteinischem Uradel, war eine der unkonventionellsten, faszinierendsten, auch umstrittensten Frauen ihrer Zeit.

Obwohl ihre adelsstolzen Verwandten die Ehe mit August, dem unehelich geborenen Sohn des Dichters, nicht billigten, kam die Heirat zustande. Ottilie hatte dabei hauptsächlich ein Ziel: Goethes Schwiegertochter zu werden.

Die Ehe mit August erwies sich als problematisch, Ottilie suchte Trost in diversen Liebschaften. Doch ihre Heiterkeit, Intelligenz und Hilfsbereitschaft machten sie ihrem Schwiegervater bald unersetzlich. Nach Augusts frühem Tod sah Ottilie in der Sorge für Goethe und sein Werk ihre Lebensaufgabe. Und er förderte die geistigen Interessen der Mutter seiner drei Enkelkinder Walther, Wolfgang und Alma. Ottilie schrieb auch selbst, dichtete und gründete die Zeitschrift Chaos. Goethes letzte Worte gehörten Ottilie.

Gespräch: «Zwischen Welten»

WaschhausDonnerstag, 27. April 2023, 20:00 Uhr
Eine Frau und ein Mann und ein Baum stehen nebeneinander. Der Baum steht inzwischenvergrößern
Juli Zeh & Simon Urban, Photo: Peter von Felbert

Juli Zeh und Simon Urban, Gespräch
Knut Elstermann, Moderation

Zwanzig Jahre sind vergangen: Als sich Stefan und Theresa zufällig in Hamburg über den Weg laufen, endet ihr erstes Wiedersehen in einem Desaster. Zu Studienzeiten waren sie wie eine Familie füreinander, heute sind kaum noch Gemeinsamkeiten übrig. Stefan hat Karriere bei Deutschlands größter Wochenzeitung BOTE gemacht, Theresa den Bauernhof ihres Vaters in Brandenburg übernommen. Aus den unterschiedlichen Lebensentwürfen sind gegensätzliche Haltungen geworden.

Juli Zeh und Simon Urban haben diesen Roman gemeinsam geschrieben. Über die Entstehung des Romans, den Zugriff auf die Gegenwart und die unterschiedlichen Sichtweisen auf den Text spricht an diesem Abend Knut Elstermann mit beiden Autoren.

Lesung: «Gesund genug»

Villa QuandtDonnerstag, 4. Mai 2023, 20:00 Uhr
Eine ältere Frau mit Brille und schönen langen Haarenvergrößern
Ursula Fricker, © Schleyer-Autorenarchiv

Ursula Fricker, Lesung und Gespräch
Katarzyna Zorn, Moderation

Als bei Hanne in Berlin das Telefon klingelt, ahnt sie, was kommt. Ihr Vater liegt im Sterben. «Da kann man einmal sehen», hat der Gesundheitsfanatiker immer mit Genugtuung gesagt, wenn es andere erwischte. Nun leidet er selbst an Darmkrebs im Endstadium. «Da kann man einmal sehen», würde Hanne jetzt gern zu ihrem Vater sagen. Alle hat er mit seinem Bio-Wahn und Reinlichkeitsfimmel terrorisiert, die Familie zu einer Sekte gemacht – in einer Zeit, als Gemüseraffel und Demeter noch längst kein Mainstream waren. Aber soll Hanne es ihm jetzt wirklich heimzahlen? Am Sterbebett erinnert sie sich an ihr Erwachsenwerden jenseits des väterlichen Diktats, an ihren Sommer als Mother’s Help in London, an das Erwachen und Auskosten einer wilden Freiheit. Als sie zufällig eine Mappe mit alten Zeichnungen entdeckt, leuchtet plötzlich eine völlig unbekannte Seite dieses pedantischen Vaters auf. Hatte auch er einmal einen Freiheitstraum? Wo ist der hin? Gesund genug ist ein Roman über eine «bio-dynamische» Radikalisierung und das Scheitern am eigenen Anspruch.

Der Osten: eine westdeutsche Erfindung: Wie die Konstruktion des Ostens unsere Gesellschaft spaltet

Villa Quandt PotsdamDonnerstag, 11. Mai 2023, 20:00 Uhr
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Dirk Oschmann, Photo: Jakob Weber

Dirk Oschmann, Lesung
Harald Asel, Moderation

«Der Osten hat keine Zukunft, solange er nur als Herkunft begriffen wird.» Was bedeutet es, eine Ost-Identität auferlegt zu bekommen? Eine Identität, die für die wachsende gesellschaftliche Spaltung verantwortlich gemacht wird?

Der Attribute wie Populismus, mangelndes Demokratieverständnis, Rassismus, Verschwörungsmythen und Armut zugeschrieben werden?

Dirk Oschmann zeigt in seinem augenöffnenden Buch, dass der Westen sich über dreißig Jahre nach dem Mauerfall noch immer als Norm definiert und den Osten als Abweichung.

Lesung: «Der kurze Sommer der Freiheit»

Villa QuandtDonnerstag, 1. Juni 2023, 20:00 Uhr
Ein Mann mit Brille, er schaut Kamera ernsthaft an.vergrößern
Klaus-Rüdiger Mai, Photo: Christoph Busse

Klaus-Rüdiger Mai, Lesung & Gespräch
Hendrik Röder, Moderation

«Der kurze Sommer der Freiheit: Wie aus der DDR eine Diktatur wurde»

Anschließend Empfang

Zu recht bekannt und Teil unserer Erinnerungskultur ist die mutige Tat und das erschütternde Schicksal der Gruppe um die Geschwister Scholl. Doch wer kennt Herbert Belter? Wer kennt Wolfgang Ihmels, Jutta Erbstößer oder Wolfgang Natonek? Auch Herbert Belter wurde von den Henkern eines totalitären Staates ermordet, nachdem er Flugblätter verteilt hatte, auch er war erst 21 Jahre alt am Tag seines gewaltsamen Todes. Klaus-Rüdiger Mai erzählt auf der Grundlage intensiver Quellenrecherchen erstmals die ganze Geschichte des mutigen Widerstands Leipziger Studenten gegen die Stalinisierung Ostdeutschlands und bettet ihre Geschichte ein in die Unterdrückung demokratischer Anfänge in der DDR von ihrer Gründung 1949 bis zum Volksaufstand vom 17. Juni 1953.

Ein Lehrstück über das Werden einer Diktatur und über Mut und Widerstand.

Blutbuch

Villa Quandt PotsdamSonntag, 2. Juli 2023, 19:00 Uhr
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Kim de l`Horizon, Photo: Anne Morgenstern

Kim de l`Horizon, Lesung
In Kooperation mit Lit:potsdam

Ausgezeichnet mit dem Deutschen Buchpreis 2022

Die Erzählfigur in ›Blutbuch‹ identifiziert sich weder als Mann noch als Frau. Aufgewachsen in einem schäbigen Schweizer Vorort, lebt sie mittlerweile in Zürich, ist den engen Strukturen der Herkunft entkommen und fühlt sich im nonbinären Körper und in der eigenen Sexualität wohl. Doch dann erkrankt die Großmutter an Demenz, und das Ich beginnt, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen: Warum sind da nur bruchstückhafte Erinnerungen an die eigene Kindheit? Wieso vermag sich die Großmutter kaum von ihrer früh verstorbenen Schwester abzugrenzen? Und was geschah mit der Großtante, die als junge Frau verschwand? Die Erzählfigur stemmt sich gegen die Schweigekultur der Mütter und forscht nach der nicht tradierten weiblichen Blutslinie.

Kim de l’Horizon wuchs in Ostermundigen auf und besuchte in Winterthur das Gymnasium. In Zürich studierte de l’Horizon ab 2012 Germanistik, Film- und Theaterwissenschaften. Es folgte ein Studium für literarisches Schreiben am Literaturinstitut in Biel. Danach schrieb sich de l’Horizon für den Masterstudiengang Transdisziplinarität an der Zürcher Hochschule der Künste ein.

Lesung: «Höhenrausch»

Villa QuandtDonnerstag, 7. September 2023, 20:00 Uhr
Ein Mann sitzt auf einem roten Sofa.vergrößern
Harald Jähner, Photo: Barbara Dietl

Harald Jähner, Lesung und Gespräch
Peter Walther, Moderation

«Höhenrausch: Das kurze Leben zwischen den Kriegen»

Deutschland 1918. Ende des Ersten Weltkriegs, Revolution, Sieg der Demokratie. Zugleich beginnt ein Siegeszug befreiter Lebensweisen. Die Inflation bringt die überlieferten Werte ins Wanken. Alles soll von Grund auf anders werden: die «Neue Frau», der «Neue Mann», «Neues Wohnen», «Neues Denken». Als es Mitte der Zwanziger auch wirtschaftlich aufwärtsgeht, wird Deutschland ein anderes Land. Frauen erobern die Rennpisten und Tennisplätze, gehen abends alleine aus, schneiden sich die Haare kurz und denken nicht ans Heiraten. Unisex kommt in Mode, Androgynes und Experimentelles.
Harald Jähner erzählt von der Erfindung der Freizeit, von Boxhallen und Tanzpalästen, von den Hotspots der Neuen Zeit, vom Büro und Großstadtverkehr, vom Warenhaus als Glücksversprechen oder der Straße als Ort erbitterter Kämpfe. Er liefert eine Gesamtschau dieser so pulsierenden, reichen Zeit – und zeichnet das Bild eines zerrissenen Landes voll gewaltiger und erschreckender Energien.

Ich würde Hitler erschießen: Sophie Scholls Weg in den Widerstand

Geschwister-Scholl-Schule ZossenDienstag, 12. September 2023, 10:00 Uhr
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Klaus-Rüdiger Mai, Photo: Christoph Busse

Klaus-Rüdiger Mai, Lesung & Gespräch
Hendrik Röder, Moderation

Gerade einmal 21 Jahre ist sie jung, als Sophie Scholl gemeinsam mit ihrem Bruder Hans Scholl am 22. Februar 1943 hingerichtet wird. Ihr unerschrockener Widerstand gegen den Nationalsozialismus ist bis heute Vorbild für Jugendliche und Erwachsene rund um den Globus. Zum 80. Todestag der Geschwister Scholl erscheint nun eine aufwändig recherchierte Biografie von Klaus-Rüdiger Mai, die emotional berührt. Anhand von Protokollen, Tagebüchern oder ihrem Briefwechsel mit Fritz Hartnagel zeichnet er wichtige Stationen im Leben einer mutigen Frau nach, die stets das Richtige tun wollte.

In jungen Jahren galt Sophie Scholl als glühende Anhängerin des Nationalsozialismus, war engagiertes Mitglied im Bund deutscher Mädel. Schon früh begeisterte sie sich für die Aufbruchstimmung, die sie in der Person Adolf Hitlers verkörpert sah. Nach und nach jedoch wurden ihr die schrecklichen Konsequenzen der nationalsozialistischen Ideologie bewusst. Beseelt vom Gedanken der Wiedergutmachung wandte sie sich in ihrer Studienzeit der Weißen Rose zu. Behutsam zeichnet Mai den Gesinnungswandel von Sophie Scholl nach und setzt einer starken Frau der Widerstandsbewegung ein bewegendes Denkmal.

Klaus-Rüdiger Mai, Dr. phil., geb. 1963, studierte Germanistik, Geschichte und Philosophie. Er verfasst historische Romane, Sachbücher, Biografien und Essays. Nach einer Geschichte des Vatikans, der Biografie von Papst Benedikt XVI., Martin Luther, Albrecht Dürer, Johannes Gutenberg, Leonardo da Vinci und Edith Stein, wendet sich Mai nun in einem Essay Sophie Scholl zu.

Lesung: «Mr. Goebbels Jazz Band»

Villa QuandtDonnerstag, 21. September 2023, 20:00 Uhr
Ein bärtiger junger Mann schaut in die Kameravergrößern
Damian Lienhard, Photo: Laura J. Gerlach

Demian Lienhard, Lesung & Gespräch
Hendrik Röder, Moderation

Berlin, Frühjahr 1940. Auf Beschluss von Joseph Goebbels wird für den Auslandsradiosender Germany Calling eine Big Band gegründet, die als Mr. Goebbels Jazz Band internationale Bekanntheit erlangt. Die besten europäischen Musiker, darunter auch Ausländer, Juden und Homosexuelle, spielen im Dienst der NS-Propaganda wortwörtlich um ihr Überleben – ausgerechnet mit Jazz, der als «entartet» galt. Bis zu 6 Millionen britische Haushalte täglich lauschen den Swing-Stücken mit anti-alliierten Hetztexten und dem Star-Moderator William Joyce alias Lord Haw-Haw, der nach seinem Aufstieg in der British Fascist Union aus London nach Berlin geflohen war.

Demian Lienhard erzählt die ungeheuerliche (fast bis ins Detail wahre) Geschichte von «Mr. Goebbels Jazz Band» und des berüchtigten Radiosprechers William Joyce. Gezeigt wird das Scheitern künstlerischer Produktion im Dienste einer Ideologie, wobei auch die eigene Erzählung verschmitzt unterwandert wird, bis hin zum überraschenden Paukenschlag.

Lesung: «Erfindung einer Sprache»

Villa QuandtDonnerstag, 5. Oktober 2023, 20:00 Uhr
Porträt einer älteren Frau, die in die Kamera strahltvergrößern
Jutta Hoffmann, Photo: Joachim Gern

Jutta Hoffmann liest aus «Erfindung einer Sprache. Erzählungen»
Andreas Dresen im Gespräch
Moderation: Hendrik Röder

In memoriam Wofgang Kohlhaase (1931-2022)

Anläßlich des ersten Todestages erinnern die Schauspielerin Jutta Hoffmann und der Regisseur Andreas Dresen an Wolfgang Kohlhaase. Dessen dreizehn Geschichten sind moderne Klassiker. Lakonisch im Ton und getragen von einer großen Menschenliebe, zeigen sie, dass dieser große Drehbuchautor von der Literatur kommt. Nicht zufällig spielen einige der hier versammelten Geschichten im Krieg und in der unmittelbaren Nachkriegszeit, in jener Zeitenwende, die Wolfgang Kohlhaase wie keine andere prägte. Wie in seinen Filmen ist Kohlhaase ein Meister im Miteinander von Tragik und Komik, Melancholie und Humor. Schon die Titelgeschichte verbindet den größtmöglichen Schrecken mit Motiven des Schelmenromans.

Lesung: «Steinstücken»

Villa QuandtSonntag, 15. Oktober 2023, 11:00 Uhr
Porträtfotos eines ernsthaften Mannes mit Dreitagebartvergrößern
Fank Arnold, © Brandenburgisches Literaturbüro

Frank Arnold liest aus dem Roman «Steinstücken» von Rolf Haufs
Kerstin Hensel, Lesung und Gespräch
Katarzyna Zorn, Moderation

1945 wurde die Berliner Stadtgrenze zur Zonengrenze, was zu einigen Kuriositäten führte: So ist das kleine Steinstücken verwaltungstechnisch Teil von Zehlendorf und umgeben von Potsdam-Babelsberg, das damals zur Sowjetischen Besatzungszone gehörte. Steinstücken im Amerikanischen Sektor blieb die einzige permanent bewohnte Westberliner Exklave, was eine besondere sicherheitspolitische Herausforderung war. Die Ortslage wurde durch DDR-Grenztruppen abgeriegelt und von US-Militärpolizei bewacht. In dieses Steinstücken kommt Georg, Alter Ego des Autors, Anfang der 1960er-Jahre aus der rheinischen Provinz, um sich bei einem Mann namens Faßbinder einzuquartieren, wobei er zunächst absurde bürokratische Hürden zu bewältigen hat.

Lesung: «Samuels Buch»

Villa QuandtMittwoch, 15. November 2023, 20:00 Uhr
Ein bärtiger Mann blickt traurig in die Kameravergrößern
Samuel Finzi, Photo: Rafaela Pröll

Samuel Finzi, Lesung und Gespräch
Hendrik Röder, Moderation

Samuels Buch: Ein autobiografischer Roman

Bulgarien in den 1970er-Jahren. Mitten im Sozialismus führen die Finzis das Leben der Bohème: Da ist der elegante Großvater, der seine Hüte noch aus den Zeiten des Zaren retten konnte. Die zähe Großmutter Mathilda, die die stalinistische Psychiatrie samt Elektroschocks und Eiswasser überlebte. Die Mutter, die es versteht, aus einer Scheibe Parmaschinken die ganze Leichtigkeit des Dolce Vita zu ziehen. Und der Vater, der seinem Sohn auf einer Reise in den Westen das Tor zur Freiheit aufstößt: Diese bunte, vielgestaltige Welt erkundet der junge Samuel und ahnt schon bald, dass das Glück jenseits der engen Grenzen der Heimat wartet. In treffsicheren Anekdoten, mit furiosem Witz und großer Wärme erzählt Samuel Finzi vom Paradies der Kindheit und der Revolte der Jugend, verwebt Vergangenes und Gegenwärtiges und schreibt ganz nebenbei über das gelingende Leben im falschen System.

Brandenburg liest 2023

Der lange Abend der Brandenburgischen Literatur in Villa Quandt

Villa QuandtSamstag, 3. Juni 2023, 18:00 Uhr
Ein Mann sitzt auf der Treppe. Seine Hände schließen zusammenvergrößern
Fabian Hinsicht, © Brandenburgisches Literaturbüro

Mitwirkende:
Fabian Hinrichs: «Das Gegenteil von Schönheit»
Lutz Seiler: «Gedichte»
Nell Zink: «Avalon»
Sophie Sumburane: «Tote Winkel»
Angelika Klüssendorf: «Das Mädchen»
Giesbert Amm: «Gedichte»
Bernhard Robben stellt seine Übersetzung von Salman Rushdies «Victory City» vor.

Gefördert im Rahmen von «Neustart Kultur» der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien durch den Deutschen Literaturfonds bewilligt durch die ALG.

18:00 bis 23:30 Uhr
Für Essen & Trinken ist gesorgt.

Der lange Abend der Brandenburgischen Literatur in Lübbenau

Schloß LübbenauFreitag, 10. November 2023, 18:00 Uhr
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Jörg Thadeusz, Photo: Maya Claussen | Harald Jähner, Photo: Barbara Ditl | Sophie Sumborane, Photo: Ben Gross | Steffen Schroeder, Photo: Anne Heinlein | John von Düffel, Photo: Katja von Düffel | Julia Schoch, Photo: Anne Heinlein

Jörg Thadeusz: «Steinhammer»
Harald Jähner: «Höhenrausch: Das kurze Leben zwischen den Kriegen»
Sophie Sumborane: «Tote Winkel»
Steffen Schroeder: «Planck oder Als das Licht seine Leichtigkeit verlor»
John von Düffel: «Das Wenige und das Wesentliche: Ein Stundenbuch»
Julia Schoch: «Das Liebespaar des Jahrhunderts»

Sechs auf einen Streich!

Wann hat man schon die Möglichkeit, sechs Autoren und Autorinnen an einem Abend zu erleben?

Die Veranstaltung auf Schloß Lübbenau vereint ganz unterschiedliche Genres:
Krimi, Sachbuch, Roman bis hin zur philosophischen Selbstbetrachtung.

Überdies bekommt der Besucher einen Einblick in das großartige und vielfältige Schaffen brandenburgischer Autoren.

18.00 - 23.00 Uhr
Für Essen & Trinken ist gesorgt.

Lausitzer LesART 2023

Die Geschwister

Stadt- und Regionalbibliothek CottbusMontag, 8. Mai 2023, 19:00 Uhr
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Brigitte Reimann, © Aufbau Verlag

Jördis Triebel, Lesung
Nele Holdack (Aufbau Verlag), Einführung

Jördis Triebel liest aus Brigitte Reimann: «Die Geschwister»

Dank eines Glücksfundes kann Brigitte Reimanns Roman «Die Geschwister» in einer ungekürzten, politisch ungeschönten Fassung neu entdeckt werden. Es ist eines der meistdiskutierten Bücher der DDR-Literatur und sorgt gerade aufgrund seiner verblüffenden Modernität international für Begeisterung. Ostern 1961 erfährt Elisabeth, dass ihr über alles geliebter Bruder in den Westen gehen will, weil er in der DDR keine Zukunft sieht. Was wird bleiben von ihrer Gemeinsamkeit, wenn jeder seinen Idealen folgt? Nele Holdack, eine der Herausgeberinnen, bietet eine Einführung zu der im Aufbau Verlag erschienenen Neuausgabe und seiner Geschichte. 2023 wäre Brigitte Reimann 90 Jahre alt geworden.

Jördis Triebel studierte Schauspiel an der Hochschule für Schauspielkunst «Ernst Busch» in Berlin. Berufliche Stationen waren unter anderem das Bremer Theater und das Schauspielhaus Zürich. Einem breiten Publikum ist sie aus Fernseh-Serien wie «Weißensee» oder der RBB-Produktion «Warten auf’n Bus» bekannt.

Alles im Griff auf dem sinkenden Schiff: Optimistische Kolumnen

Stadt- und Regionalbibliothek CottbusDonnerstag, 25. Mai 2023, 19:30 Uhr
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Harald Martenstein, Photo: Hans Scherhaufer

Harald Martenstein, Lesung
Hendrik Röder, Moderation

Deutschlands spitzester Zunge: Harald Martenstein

Harald Martenstein schreibt seit vielen Jahren eine nach ihm benannte Kolumne in der ZEIT. Er gehört zu den meistgelesenen Autoren Deutschlands und laut Cicero zu den einflußreichsten deutschen Intellektuellen. Auch in seinen neuen Texten spart er kaum ein umstrittenes Thema aus, ob es nun «Cancel Culture» heißt, ob es um die Machtfülle der Virologen geht oder um gendergerechte Mathematik. Daneben macht er immer wieder seinen Alltag zum Thema, etwa den Kampf gegen das Altern und eine Eichhörncheninvasion in der Wohnung. Martenstein provoziert und eckt an, ist dabei aber immer überraschend, oft sehr komisch und manchmal anrührend. Dieser Kolumnist schreibt die Chronik seines Landes, seiner Generation und seiner Irrtümer.

Harald Martenstein, 1953 geboren in Mainz, ist Autor zahlreicher Sachbücher und Romane. Seine Kolumnen haben Kultstatus. Er wurde unter anderem mit dem Henri-Nannen-Preis, dem Egon-Erwin-Kisch-Preis und dem Theodor-Wolff-Preis ausgezeichnet und unterrichtet an Journalistenschulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Martenstein lebt in Berlin und in der Uckermark.

Das letzte Einhorn. Menschen eines Jahrzehnts

Stadt- und Regionalbibliothek CottbusMittwoch, 31. Mai 2023, 19:30 Uhr
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Alexander Osang, Photo: Felix Rettberg

Alexander Osang, Lesung
Hendrik Röder, Moderation

Wie schreibt man über Menschen, um ihnen als Reporter gerecht zu werden?

Alexander Osang erzählt in seinen Reportagen der Jahre 2010 bis 2020 von Menschen und Orten, in deren Geschichten die großen Zeitläufe eingeschrieben sind. Ob Politiker, Sportler, Menschen aus der Finanzbranche, Unbekannte, die plötzlich im Licht der Öffentlichkeit stehen – seine Texte treffen immer ins Schwarze, und doch vermeiden sie das Fertige, Unumstößliche. Auf diese Weise gelingt ihm beides: berührende menschliche Porträts und eine Erzählung gesellschaftlicher Umbrüche, die uns in Zukunft beschäftigen werden.

Alexander Osang, geboren 1962 in Berlin, studierte in Leipzig und arbeitete nach der Wende als Chefreporter der Berliner Zeitung. Seit 1999 berichtet er als Reporter für den Spiegel, acht Jahre lang aus New York, und bis 2020 aus Tel Aviv.

Service

Veranstalter, Informationen

Brandenburgisches Literaturbüro
Villa Quandt
Große Weinmeisterstraße 46/47
14469 Potsdam
Tel. 0331-2804103 /-2 370 02 58
blb@literaturlandschaft.de

Kartenreservierungen

www.literaturlandschaft.de

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Anreise und Touristinformation

Bahn: Villa Quandt: Tram 92 oder Tram 96 bis Puschkinallee, von dort 900 m Fußweg

Tourist-Info am Alten Markt, und im Hauptbahnhof
Tel. 0331-2755 8899
www.potsdamtourismus.de