Persiuskirche Brügge
Ringstraße 21
Eine Kirche ist in Brügge seit 1697 schriftlich nachgewiesen. Wegen Bauschäden sind bereits für das Jahr 1810 Reparaturen nachgewiesen, was den Verfall des Gebäudes jedoch nur kurzfristig aufhalten konnte. Otto August Alexander von Rohr als Patronatsherr ließ 1862 mehrere Entwürfe für einen Kirchenneubau in Auftrag geben und entschied sich schließlich für die Planungen des noch relativ unbekannten Architekten Reinhold Persius, Sohn des bekannten „Baumeisters des Königs“ Ludwig Persius. Eine Rolle bei der Auftragsvergabe könnte auch gespielt haben, dass ein Bruder des Architekten ñ Friedrich Ludwig Paul Persius ñ zur damaligen Zeit Landrat in Kyritz war. Das dortige Landratsamt durfte Reinhold Persius in den Jahren 1865/66 errichten. Die 1864 fertiggestellte Brügger Kirche ist ein qualitätsvoller, trutzig wirkender neugotischer Feldsteinbau mit polygonaler Apsis und einem imposanten achteckigen Turmaufsatz aus Backstein mit hoher Spitze. Im Innenraum blieben unter dem hölzernen Hängewerk des offenen Dachraums Reste der bauzeitlichen Ausstattung erhalten. Kanzel und Taufstein wurden von dem Potsdamer Bildhauer und Stuckateur Friedrich Wilhelm Koch aus dem damals noch recht neuen Baustoff Portlandzement geschaffen. Die Orgel, von der leider nur noch Reste vorhanden sind, schuf der aus Klosterhäseler bei Naumburg stammende Orgelbauer Johann Friedrich Wilhelm Heerwagen, dessen größtes Instrument noch heute in der Nauener Jacobikirche zu bewundern ist. In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Dorfkirche Brügge immer weniger genutzt, was sicher auch mit der Tatsache zu tun hat, dass sich die örtlichen Großbauern nach ihrer Enteignung im Rahmen der Bodenreform in den Westen absetzten, wodurch die Sozialstruktur des Dorfes irreparabel beschädigt wurde. Die Kirche verfiel zusehends, sogar über einen Abbruch wurde nachgedacht. 1997 konnte zwar der Turm der Kirche saniert werden, das Kirchenschiff und der Innenraum jedoch verfielen weiterhin, so dass ein völliger Verlust des denkmalgeschützten Gebäudes nicht mehr ausgeschlossen werden konnte. Erst ein von der Unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Prignitz initiiertes studentisches Projekt der Europa Universität Viadrina brachte ab 2006 wieder Bewegung in die Bemühungen um den Erhalt des Kirchengebäudes. Der Förderkreis Alte Kirchen beteiligte sich finanziell an der Erarbeitung eines Sanierungskonzeptes und an ersten Sicherungsarbeiten im Bereich des Daches. Auch im Dorf selbst erwachte das Interesse an dem Mittelpunkt des Dorfes: Immer mehr Einwohner beteiligten sich an Aufräum- und Reinigungsarbeiten. Erste Veranstaltungen wurden durchgeführt; 2007 konnte nach Jahrzehnten erstmals wieder eine Andacht in der Kirche gefeiert werden. Großes Interesse fanden in den letzten beiden Jahren die jeweils im November angebotenen Hubertusmessen. Nach langer Zeit formierte sich, gemeinsam mit dem Nachbarort Halenbeck, wieder ein eigener Gemeindekirchenrat.