Neunmal Oder und Europa im Herzen: Radrundtour durch das Oderbruch nach Polen
Uchtenhagenstraße 3
Start und Ziel: Bahnhof Wriezen
Länge: 51 km, Dauer: ca. 3 - 3,5 h
An- und Abreise: RE4 ab Berlin Hbf. bis Ebers-walde, dann RB60 bis Wriezen
Deine Highlights:
- Frei: auf Deichen, Bahndämmen und Aussichtspunkten die Weite spüren und per Rad ehemalige Grenzen überwinden
- Natur: Zur Zugvogelzeit tausende Gänse beobachten
- Kolonisten: schmucke Dörfer besuchen, die zur Trockenlegung des Oderbruchs neu besiedelt wur-den
- Gut versorgt: in gemütlichen Kleinoden einkehren
Von Wriezen auf dem alten Bahndamm der Oder entgegen
Deine Rundtour startet in Wriezen. Gleich zu Beginn überquerst du die Wriezener und danach gleich noch die Güstebieser Alte Oder. Es geht schnurgerade auf dem Oderbruchbahn-Radweg durch herrliche Landschaft auf der ehemaligen Bahnstrecke entlang. Eine alte Tabakscheune erinnert an die vergessene Tradition des Ta-bakanbaus im Oderbruch. Bei schönem Ausflugswetter summt es überall, die Vögel zwitschern und queren waghalsig den Weg vor dir und am Ende des ersten Teilstückes wartet die Oder mit ihrem imposanten Blick in die Ferne.
Der schönste Grenzübergang: die Europabrücke
Wo früher Züge über die Oder fuhren, kannst du heute per Rad den großen Strom überqueren. Die deutsch-polnische Brücke steht symbolisch für Zusammenwachsen und das Überwinden von Grenzen in Europa. Viele Fotos und Erklärungen zur Geschichte der Brücke sind installiert und zahlreiche Möglichkeiten für eine Pause laden ein, dem Frösche- und Reiherkonzert an der beindruckenden Oderaue zu lauschen. Während Du auf dem imposanten, fast 900m langen Bauwerk unkompliziert nach Polen kommst, fließt die Oder gemächlich, aber bestimmt unter dir durch. Auf einer spektakulären Aussichtsplattform lässt sich die Landschaft bestens überblicken.
Im Landschaftsschutzpark entlang der polnischen Oderhänge
Weiter geht’s auf dem Zielona Odra-Radweg (ZiO). Der Radweg verläuft auf einer wenig befahrenen Landstraße. Entlang der Oderhänge, die das Oderbruch auf polnischer Seite begrenzen, gibt’s immer mal wieder tolle Aussichten auf die Oderaue. Bei Stare Łysogórki fließt das Wasser der kleinen Słubia parallel zum Lauf der Oder. In diesem Bereich des Schutzgebietes Cedyński blickst du auf ein ehemaliges Binnendelta, das durch abgeschnittene Sümpfe und Auenwälder wirklich wild anmutet. Dort werden sogar noch Weiden für die Korbflechterei geschnitten. Mit Glück kannst du Silber- und Graureiher, den mächtigen Seeadler und zahlreiche andere Wasservögel beobachten.
Das kleines Regionalmuseum beherbergt u.a. eine Sammlung Fahrräder aus der Kriegs- und Nachkriegszeit. Ein großer Soldatenfriedhof erinnert an das umkämpfte Gebiet. Bevor Du die Słubia überquerst, lädt ein kleines Restaurant zu einer Pause ein. Tipp: unbedingt den kurzen Abstecher an der Gedenkmauer zu einem ehemaligen Bunkerstand machen. Von der Anhöhe wartet ein herrlicher Weitblick auf Dich: der große Fluss, die Aussicht ins Seenland Oder-Spree – Zeit, durchzuatmen!
Kleine Fähre mit großem Namen
Auch in Gozdowice zeigt ein kleines Regionalmuseum Erinnerungsstücke aus dem Krieg. Nun wartet bereits die vierte Oderquerung auf dich. Angetrieben von zwei Schaufelrädern überwindet die kleine Fähre „Bez Granic“ - „ohne Grenzen“ den großen Strom - von April bis Oktober im Stundentakt.
Auf der anderen Seite wird dich Viadrus empfangen. Der Flussgott der Oder hat seinen Augen in Richtung Oder-Mündung und Ostsee gerichtet. Vom kleinen Hügel, auf dem die Skulptur steht, hast du einen schönen Blick über das Deichvorland. Auch die Einheimischen kommen gerne hierher, um einfach mal nach dem Was-serstand zu schauen oder dem gemächlich dahinziehenden Wasser hinterherzuschauen.
Im Vogelschutzgebiet Mittlere Oderniederung
Über die Güstebieser Alte Oder hinweg radelst du durch die weite Landschaft. Am Hochwasserdeich, der mit blütenreichen Frischwiesen bewachsen ist, grasen die entspannten Schafe. Im Frühjahr und Spätsommer wirst du mit etwas Glück spektakuläre Zugvogelbeobachtungen machen können: tausende Grau- und Saat-gänse beherrschen dann die Wiesen und den Luftraum.
Das kurze Teilstück auf dem Oder-Neiße-Radweg verlässt du in Zollbrücke. Im Zuge der Oderregulierung ent-stand 1755 eine Holzbrücke über die Oder, wo für das Passieren Zoll verlangt wurde. Der entfällt heute, da-für gönn Dir eine kulinarische Pause. Wie wärs mit einem erfrischenden Eis aus Ziegenmilch?
Tourausklang im Kolonistendorf und entlang der Alten Oder
Im ältesten Kolonistendorf Neulietzegöricke ist noch so richtig ablesbar, wie die Oderbruchdörfer mal ausge-sehen haben. Ein beschilderter Dorfrundgang erzählt vom Leben der Neusiedler in ihren vielen Fachwerkhäu-sern, die im Zuge der Trockenlegung ins Oderbruch kamen. Im Kolonisten-Kaffee erwartet dich selbstgeba-ckener Kuchen, Kürbissuppe oder Zwiebelkuchen, wenn du magst.
Die letzten Kilometer folgst du wieder dem Oderbruchbahnradweg. Bei Karlshof und Altwriezen wird noch-mals die Alte Oder gekreuzt und es geht auf dem Deich am alten Flussbett entlang zum Etappenfinale nach Wriezen.
Einkehrtipps:
- An der Europabrücke wartet auf polnischer Seite im Sommerhalbjahr der Healthy Foodtruck von Edyta und Ryszard mit hausgemachten Bigos auf hungrige RadfahrerInnen
- Stare Łysogórki: B&B auch mit Kaffee & Kuchen & Snacks
- Zollbrücke: Restaurant Dammmeisterei Zollbrücke mit idyllischem Garten, Ziegenhof Zollbrücke
- Neulietzegöricke: Kolonisten-Kaffee
- Wriezen: Pizza im Ristorante „Juani“
- Fährzeiten vorher online checken.
- In Neulietzegöricke einen Rundwanderweg „übers Feld von Dorf zu Dorf“ einschieben (ca. 1h). Auf dem Weg zwischen Neulietzegöricke und Altwustrow erfährt man auf 10 Informationstafeln die Besonderheiten des Naturraums und der beiden Kulturerbe-Dörfer.